Ausstellung zum Jubiläum des Reservistenvereins: Ein beeindruckendes Stück Zeitgeschichte

https://www.merkur.de/lokales/erding/ausstellung-jubilaeum-reservistenvereins-beeindruckendes-stueck-zeitgeschichte-5016134.html

Artikel im Münchner Merkur vom  16.05.2015
 
Schwindkirchen - Historische Zeitgeschichte lebt in diesen Tagen in Schwindkichen wieder auf. Im Mittelpunkt stehen dabei gleich zwei Jubiläen. Einmal kann in die Pfarrei auf 1250 Jahre als Kirchenort zurückblicken. Zum anderen feiert der Veteranen- und Reservistenverein Schwindkirchen sein 140-jähriges Bestehen.
 
Zum Auftakt hat der Verein eine sehenswerte Ausstellung im Pfarrstadl-Wolfgang Meier-Haus mit dem Titel „Die Pfarrei Schwindkirchen in Bildern und Exponaten“ eröffnet. Schwerpunkt dabei sind die Kriegszeiten, aber auch das bäuerliche und bürgerlichen Leben im Ort und der Umgebung.
 
Die beiden Vorsitzenden Stephan Untergehrer und Franz Josef Ernst begrüßten zahlreiche Ehrengäste. Ernst umriss Bedeutung und Themen der Ausstellung, die in mühevoller ehrenamtlicher Teamarbeit bewerkstelligt wurde. Der Dank der Vereinschefs galt neben den engagierten Helfern vor allem Klaus Hehn aus Oberdorfen für die fachkundige Hilfe beim Aufbau der Ausstellung, aber auch den Bewohnern aus Schwindkirchen und Umgebung, die historische Bilder, Schriftstücke, Originaldokumente und alte Postkarten sowie sonstige Exponate wie Ausrüstungsgegenstände, Feldpostbriefe, Erinnerungsstücke, Auszeichnungen und einiges mehr als Leihgaben zur Verfügung gestellt haben. Wie Ernst betonte, sei es gelungen nahezu alle Sterbebilder der gefallenen Kameraden aus den beiden Weltkriegen aufzutreiben. 81 Gefallene betrauerte man im Ersten Weltkrieg, 79 mussten ihre Leben im Zweiten Weltkrieg lassen.
 
Einen breiten Rahmen in der umfassenden Ausstellung nimmt das bäuerliche wie bürgerliche Leben in und um Schwindkirchen ein. Mit der Ausstellung wolle man an die schrecklichen Zeiten der Kriege erinnern und gleichzeitig das Leben und die Veränderungen des Ortes im Verlauf von über 100 Jahren aufzeigen, sagte Ernst.
 
Bürgermeister Heinz Grundner betonte, dass sich die Aufgaben der Veteranen- und Kriegervereine von einst gewandelt hätten. Die schrecklichen Ereignisse der Kriege rückten zwar immer mehr in die Ferne, doch sei es gerade in diesen Zeiten regionaler Konflikte Aufgabe der Vereine, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. Nicht etwa aus einem übersteigerten Patriotismus, sondern in steter Ermahnung der Gesellschaft, dass sich solches unermessliches Leid nicht wiederholen dürfe.
 
In seinem Grußwort lobte der Geschäftsführer des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Jörg Raab, das hohe Engagement des Jubiläumsvereins bei der jährlichen Haussammlung, die zuletzt ein Spitzenergebnis von rund 3000 Euro erbracht habe. Darüber hinaus würdigte er auch das Sammelergebnis im Landkreis mit 15.400 Euro.
 
Nach Untergehrers Rückblick auf alle Vorsitzenden und Vorstandsmitglieder, mit dem Gründungsvorsitzenden Josef Marketsmüller (Strass/Niederhönning/Adambauer), von 1875 bis 1917, gab es noch einen audiovisuell untermalten, hoch interessanten historischen Abriss. Franz Streibl, ehemaliger Schulleiter in Schwindkirchen, berichtete über Landwirtschaft, Handel und Gewerbe. Von alten wie neuen Handwerksberufen, bis hin zu Originalen, wie der Mesnerin, von der Geistlichkeit, den Mitbegründer der örtlichen Raiffeisenbewegung, von Störnäherinnen, Kramern und Sattlern, von Metzgern und Wirten, vom kurzzeitigen Münchner Polizeitpräsidenten der Räterepublik, Ludwig Kölbl, bis hin zum Kaiserlichen Reichstags- Abgeordneten Benefiziat Sebastian Bauer aus Wasentegernbach reichte der Bogen.
 
Das Vereinsjubiläum wird an diesem Sonntag mit einem Kirchenzug um 9.45 Uhr gefeiert. Nach dem Gottesdienst führt der Festzug zum Pfarrstadl, wo Ansprachen und Ehrungen folgen. Die Ausstellung ist am Sonntag ebenfalls zu sehen, sowie am Pfingstwochenende (Samstag bis Montag), jeweils von 11 bis 17 Uhr.
 
Georg Brennauer

2015-Ausstellung

[Bildquelle:  Münchner Merkur]

Impressum   und    Datenschutz